Selbstfürsorge im Ehrenamt - eine Haltung, die stärkt

Kommentar der Geschäftsführerin der ARGE Österreichische Bäuerinnen.
DI Michaela Glatzl, Geschäftsführerin der ARGE Bäuerinnen
DI Michaela Glatzl, Geschäftsführerin der ARGE Bäuerinnen © Annecilla Sampt/LKÖ
Die Bäuerinnenorganisation lebt von der Kraft des Ehrenamts. In allen Bundesländern engagieren sich Frauen der Land- und Forstwirtschaft mit großem Herz und viel Verantwortung - in den Bezirken, Gemeinden, auf Landesebene, im Betrieb und darüber hinaus. Dieses Engagement ist unbezahlbar und oft auch unsichtbar. Umso wichtiger ist es, dass wir nicht nur die Leistung, sondern auch die Menschen dahinter im Blick behalten.
 
Selbstfürsorge ist dabei kein Luxus. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass wir unsere Aufgaben im Ehrenamt mit Freude, Kreativität und innerer Stabilität wahrnehmen können. In einer Zeit, in der viele Termine dicht aufeinanderfolgen und die Anforderungen im Alltag steigen, braucht es klare Signale: Es ist in Ordnung, auch einmal "Nein" zu sagen, Pausen einzuplanen oder Aufgaben weiterzugeben.
 
Ein wertvoller Impuls dazu kam bei der diesjährigen Bundestagung der Bäuerinnen: Die Psychologin und Krisenexpertin Barbara Juen betonte in ihrem Fachbeitrag, wie wichtig Resilienz und Selbstfürsorge im Ehrenamt sind. Sie machte deutlich, dass nachhaltiges Engagement nur dann gelingt, wenn wir auch auf unsere eigenen Kraftquellen achten.
 
Gerade am Land ist das Ehrenamt tief verwurzelt - in den Vereinen, in der Nachbarschaftshilfe, in der Gemeinschaft. Damit dieses Netz stark bleibt, braucht es Menschen, die nicht ausbrennen, sondern aufblühen. Menschen, die sich gegenseitig stützen, ihre Erfolge bewusst wahrnehmen und auch den Mut haben, über Belastungen zu sprechen.
 
Selbstfürsorge beginnt bei jedem und jeder Einzelnen - und sie darf auch Thema in unseren Gruppen, Teams und Sitzungen sein. Denn: Psychologin Barbara Juen, Leiterin der psychosozialen Dienste im Roten Kreuz, bringt es auf den Punkt: “Nur wer gut auf sich achtet, kann auch für andere da sein.“ Und genau das macht unsere Bäuerinnenorganisation aus.

Wie wir gut für uns sorgen - kleine Schritte mit großer Wirkung

🌿 Den Sommer bewusst nutzen
Ein Abend am Bankerl, barfuß durchs Gras gehen, den Sonnenuntergang anschauen – der Sommer schenkt uns viele kleine Gelegenheiten, um innezuhalten und Kraft zu schöpfen. Wer regelmäßig auftankt, kann auch länger geben.
 
🤝 Miteinander statt alleine
Ehrenamt soll verbinden, nicht belasten. Sich im Team ehrlich austauschen, auch über das, was schwierig ist, entlastet - und stärkt den Zusammenhalt.
 
🛑 “Nein“ sagen ist erlaubt
Niemand muss immer verfügbar sein. Grenzen zu setzen ist kein Rückzug, sondern ein Zeichen von Stärke. Wer spürt, was gerade zu viel ist, schützt sich selbst - und bleibt auf Dauer engagiert.
 
🧘‍♀️ Rituale der Ruhe finden
Ob 10 Minuten Stille im Garten, eine Tasse Kaffee in der Morgensonne oder ein Abend ohne Handy - kleine, regelmäßige Pausen helfen, zur Ruhe zu kommen.
 
📓 Dankbarkeit bewusst machen
Sich abends fragen: “Was war heute schön?“ - und die Antwort aufschreiben. Dieses einfache Ritual hilft, das Positive zu sehen und die eigene Kraft zu würdigen.
 
📣 Sich selbst erlauben, nicht perfekt zu sein
Nicht alles muss immer gelingen. Was zählt, ist die Haltung, nicht der Leistungsdruck. Auch ein unperfekter Beitrag kann wertvoll sein - und darf genügen.
 
🪴 Pflege, was dir guttut
Ein Hobby, das dich nährt. Ein Mensch, mit dem du gern lachst. Ein Ort, an dem du durchatmen kannst. Selbstfürsorge beginnt oft im Kleinen - und macht einen großen Unterschied.