Nicht allein mit dem Alleinsein

Abgesehen von Corona machte sich in den letzten Jahren besonders die “Krankheit“ Einsamkeit breit.
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cartoons 9 © LKÖ/www.cartoon4you.at
Man würde meinen, Einsamkeit sei nur ein Gefühl, jedoch ist bekannt, dass “sich allein zu fühlen“ durchaus auch Krankheiten bedingen kann. Gerade um diese Jahreszeit ist ein guter Zeitpunkt, auf dieses Thema einzugehen. Der renommierte Hirnforscher Manfred Spitzer spricht in Bezug auf Einsamkeit vor allem auch vom Stress. Dieser Stress, der mit der Dauer der Einsamkeit zunimmt, kann Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Diabetes, Magengeschwüre, erhöhtes Krebsrisiko, hoher Blutdruck oder Impotenz können die Folgen sein.

Drei Megatrends

Als auslösende Faktoren für Einsamkeit sieht Spitzer folgende drei Megatrends:
  • SINGULARISIERUNG
Mehrgenerationenhaushalte lösen sich nach und nach auf. Auch das Zusammenleben in Kleinfamilien nimmt ab. Es entstehen Singlehaushalte, daher der Begriff Singularisierung. Ein-Personen-Haushalte führen allein durch die Wohnumstände zu einem Einsamkeitsrisiko. Zudem nimmt einerseits das Empathievermögen ab und die Selbstbezogenheit zu.
  • URBANISIERUNG
Die “Urbanisierung“ oder Verstädterung steigt. Teure und kleine Wohnungen haben ebenfalls Einfluss auf die Singularisierung, somit stellt die Urbanisierung einen weiteren Megatrend dar.
  • MEDIALISIERUNG
Unter Medialisierung versteht Spitzer das Phänomen, dass Kommunikation immer mehr online stattfindet. Direkte Kommunikation, Berührung etc. regen Emotionen an und fördern unser Einfühlungsvermögen.

Lockdown und Kreislauf der Einsamkeit

Während Corona mit Fieber, Atembeschwerden und ähnlichen Symptomen einhergeht, tragen die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus maßgeblich zu geänderten Lebensumständen bei. Für Landwirtinnen und Landwirte, die auch nebenberuflich arbeiten, kann das heißen, dass sie aufgrund von Homeoffice weniger unter Leute kommen. Für Schülerinnen und Schüler in höheren Schulstufen bedeutet es den Verzicht auf Tratsch mit Klassenkameraden. Einsamkeit tut weh. Mithilfe der Hirntomographie konnte festgestellt werden, dass das Schmerzzentrum von sich einsam fühlenden Menschen um einiges aktiver ist als von Menschen, die angaben, sich verbunden zu fühlen. So wie auch bei anderen körperlichen Schmerzen wird hier mehr Energie verbraucht. Die Folge: ein geschwächtes Immunsystem. Mehr Einsamkeit führt also dazu, dass wir empfänglicher für diverse bakterielle und virale Erreger sind. Eine krankheitsbedingte Quarantäne und Abwesenheit in Arbeit etc. begünstigen schlussendlich wieder die Vereinsamung.

Tipps zum Verbunden bleiben: Der Einsamkeit den Kampf ansagen

• Gemeinsam allein sein
Wie bei so vielen Problemen gilt: Man ist nicht allein. Es mag einem an manchen Tagen so vorkommen, als teile niemand ähnliche Gefühle, doch man muss sich vor Augen führen - man ist nicht allein mit dem Alleinsein.
• Pro-aktiv werden
Eine Beschäftigung suchen - auch dadurch kann Verbundenheit entstehen. Vor allem schöpferische Tätigkeiten, z. B. Basteln, das Stricken für Freunde, führen dazu, dass wir uns selbstwirksam erleben und der Einsamkeit weniger Raum bieten.
• Verbunden bleiben
Kontakte pflegen - auch in Zeiten des Internets freuen sich bestimmt einige über selbstgeschriebene Briefe und andere Gesten der Verbundenheit. Freunde anrufen oder Kekse versenden - das macht jeden glücklich.
• Der Schritt nach außen
Mutig sein - es mag Überwindung kosten, gerade dann, wenn man sich schon länger allein fühlt, aber es lohnt sich. Man kann wieder Kontakt zu “alten“ Bekannten aufnehmen. Man kann sich einem Verein anschließen oder an Projekten mitarbeiten. Auch wenn es zurzeit erschwert ist - viele Treffen finden im Freien mit Abstand oder online statt, es wird auch wieder eine Zeit “nach Corona“ geben.

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