"Gärntern ist genau das Richtige für mich"

Petra Fleischhacker ist umringt von einem Meer an blühenden Freilandrosen, gleich in der Nähe wächst auf einem Acker saftiger Salat und in den naheliegenden Glashäusern werden noch immer Paradeiser und Paprika in den verschiedensten Farben und Formen geerntet. Petra führt den familieneigenen Gärtnerbetrieb in Wien Simmering gemeinsam mit ihrer Schwester Judith in 4. Generation. Neu ist, dass sie die Gärtnerei in den vergangenen zwei Jahren komplett auf Bio umgestellt hat. "Ich habe eine neue Vermarktungsschiene aufgebaut. Wenn es sich so weiterentwickelt, wäre ich sehr zufrieden", sagt sie. War der Betrieb zu Zeiten ihres Vaters eine reine Blumengärtnerei produziert Petra heute neben den Schnittblumen eine breite Vielfalt an heimischen und exotischen Gemüsesorten sowie -raritäten in Bio-Qualität.

In einem Blog auf der Homepage der Gärtnerei macht sie den Kunden Appetit auf in Österreich traditionelles Gemüse wie Paradeiser, Paprika, Sellerie, Karotten, Brokkoli, Fenchel etc., aber auch nicht alltägliche Arten wie bunter Karfiol, Zuckerschoten, Wasserspinat, Okraschoten, Luffa-Gurke, süß-saure Tomatillos, die in der mexikanischen Küche gerne zu würzigen Saucen verarbeitet werden, sowie die asiatische Kohlsorte Pak Choi, die sich wiederum gut für Wokgerichte eignet, sind Teil des vielfältigen Sortiments. Kräuter wie Salbei, Oregano, Basilikum, Petersilie - um nur einige zu nennen - dürfen ebenso nicht fehlen.

Die 40-Jährige lässt ihre Leser virtuell daran teilhaben, wie das Gemüse gedeiht und informiert sie, welches davon in nächster Zeit auf den Markt kommt. Neben dem Direktverkauf und einem Online-Gemüseshop werden die Produkte auch in ausgewählten Geschäften in fast ganz Wien angeboten. Über Instagram und Facebook hält Petra ihre Kunden auf dem Laufenden, wo genau ihr Gemüse feil geboten wird und seit einiger Zeit gibt es auch mit den saisonalen Köstlichkeiten befüllte Gemüsekisterln, die auf Wunsch individuell zusammengestellt werden.

In ihrem Blog gibt Petra auch Einblicke in die körperlich anstrengende, aber dennoch erfüllende Arbeit. Erst nach diversen Tätigkeiten als Büromitarbeiterin hat sie bemerkt, dass die Arbeit in der Landwirtschaft genau das Richtige für sie ist. "Die selbständige Arbeit, die Abwechslung und die Herausforderung, das alles Jahr für Jahr zu meistern, hat seinen Reiz"; sagt sie. Auch dass sie bei ihren Kindern Arthur (11) und Theodor (7) zu Hause sein kann, schätzt sie am bäuerlichen Berufsumfeld. Dennoch seien die Tätigkeiten als Gärtnerin auf keinen Fall zu unterschätzen. "Die Arbeit ist anstrengend und muss bei jedem Wetter erledigt werden. Zur Hochsaison, sind Arbeitstage von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang normal", lächelt Petra.

Zeit für Weiterbildung bleibt trotzdem. Über die Landwirtschaftskammer Wien beziehungsweise die Landfrauen Wien ist sie auf den Lehrgang "ZAMm unterwegs"- ein Projekt des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) auf Initiative der ARGE Österreichische Bäuerinnen für professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum - gestoßen. In dem Lehrgang mit Inhalten wie etwa Persönlichkeitsbildung, Agrarpolitik und Agrarwirtschaft, Führungsmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit werden die Frauen darin bestärkt, öffentliche Funktionen zu übernehmen. "Durch die fachkundigen Trainerinnen und Trainer sowie die bunt zusammengewürfelten Teilnehmerinnen herrschte jedes Mal aufs Neue eine tolle Atmosphäre in den wirklich sehr interessanten Kursen", erinnert sich Petra.

Ehrenamtliches Engagement ist ihr ein persönliches Anliegen. "Die Landwirtschaft und vor allem die Wiener Landwirtschaft liegt mir sehr am Herzen, weshalb es sehr wichtig ist, den guten Zusammenhalt zwischen den Wiener Landwirtinnen und Landwirten auch weiterhin aufrechtzuerhalten", gibt sich Petra motiviert. In ihrem Umfeld erfahre sie sehr viel Wertschätzung für ihre Arbeit. "Wir produzieren Lebensmittel und das ist etwas worauf man wirklich stolz sein kann", sagt Petra mit Nachdruck. Ihre Kunden überzeugt sie fortwährend von der hohen Qualität regionaler und saisonaler Produkte direkt von den Produzentinnen sowie Produzenten und versucht ihnen in persönlichen Gesprächen zu vermitteln: "Lebensmittel sind kostbar und gehören auch so behandelt."