“Mit den Händen in der Erde arbeiten, das erdet mich“

Astrid Schranz: Arbeiten nach den Gesetzen der Natur und den Mondphasen.
“Die Natur kann von keinem belehrt werden, sie weiß immer das Richtige“. Dieser Satz von Hippokrates ist ein Grundsatz von Astrid Schranz, einer jungen Bio-Bäuerin aus dem Südburgenland, die mit dem Ackerbaubetrieb ihres Mannes vor einigen Jahren einen neuen Weg eingeschlagen hat und ihre Wirtschaftsweise ganz auf die Gesetze der Natur und auf Transparenz ausgerichtet hat. Ein Weg, den sie konsequent geht und der von ihren Kunden sehr positiv aufgenommen wird. Als Obfrau der Direktvermarkter des Burgenlandes, sieht sie den Dialog mit den Kundinnen und Kunden als wesentlichen Teil ihrer Arbeit als bäuerliche Lebensmittelproduzentin.

Astrid Schranz zählt zu jenen Bäuerinnen, die selbst von keinem Hof abstammen und als “Quereinsteigerinnen“ zu starken, selbstbewussten Betriebsführerinnen werden. Nach Abschluss ihres ersten Studiums, arbeitete sie in Wien, studierte nebenbei Agrar- und Ernährungswirtschaft an der BOKU und war Wochenpendlerin - ebenso wie ihr Mann, der zusätzlich in Oberschützen den Ackerbaubetrieb seiner Eltern im Nebenerwerb führte. Nach seinem schweren Unfall stand das Ehepaar vor der Entscheidung, wie es mit dem Betrieb weitergehen sollte. Die 45 ha Ackerland konventionell weiter zu bewirtschaften war nicht rentabel. Der Betrieb wurde auf biologisch- regenerative Bewirtschaftung umgestellt, danach hat die 39-Jährige mit der Übernahme im Jahr 2017 zielstrebig daraus den “Naturhof SCHRANZ.bio“ gemacht, und ist in die Direktvermarktung eingestiegen.

Naturbelassen und nach den alten Regeln des Mondes

Ihr Leben so radikal zu ändern sei ihr nicht schwer gefallen, betont Astrid Schranz: “Ich bin sehr naturverbunden, arbeite gerne mit den Händen in der Erde. Das erdet mich und jeder der es versucht, wird feststellen, dass man sich danach klarer und reiner fühlt, einfach bodenständiger“. Ihr oberstes Credo in der Bewirtschaftung ist Regeneration: auf die Natur zu hören, steht im Vordergrund, Mikroorganismen kommen zum Einsatz, es wird gezielt am Humusaufbau gearbeitet und auch die Mondphasen haben einen nicht unerheblichen Stellenwert. “Das sind Richtlinien, an die sich schon unsere Vorfahren gehalten haben und es funktioniert.“

Spezialitäten, die es im klassischen Supermarkt nicht gibt

So werden nun jedes Jahr zwischen 16 und 20 Kulturen angebaut - alte, erhaltungswürdige Saaten selbstverständlich. Und da in der Direktvermarktung Transparenz zu den obersten Geboten gehört, werden die Früchte vom Feld, den hofeigenen Streuobstwiesen, dem Grünland und dem Wald, direkt am Hof zu Spezialitäten veredelt. Hauptgruppen sind Öle aus eigener Pressung, Getreide-, Kräuter- und Obsterzeugnisse und Hanf - “Spezialitäten, die es im klassischen Supermarkt nicht gibt“. Den Vertrieb hat die 39-Jährige möglichst breit aufgestellt. Neben ihrem Hofladen gibt es die Natur SCHRANZ.bio-Produkte auch in kleinen Bauern- und Genussläden, in Regionalregalen und seit Corona auch im Onlineshop des Hofes zu kaufen.

Saisonal und vielfältiger denken lernen

Da für den Hofladen nichts zugekauft wird, kann es schon einmal vorkommen, dass Produkte vergriffen sind. “Das ist uns im ersten Jahr passiert und ehrlich, ich hatte ein flaues Gefühl im Magen, als ich es den Kunden erklären musste“, gesteht die Biobäuerin. Für die Verbraucher, denen sie nicht nur die Saisonalität sondern auch die Vielfältigkeit der Produkte näherbringen will, ist es ein Lernprozess, “für mich eine Form von Transparenz und Ehrlichkeit“, so Astrid Schranz. Und ihre Kunden gehen damit sehr positiv um.

Als zertifizierte Kräuter- und Grüne Kosmetik Haut-Pädagogin gibt die Bäuerin ihr Wissen über traditionelle Arbeitsweisen, die Gaben der Natur und wie man sich ihre Kräfte zunutze machen kann, in Seminaren und Workshops direkt am Betrieb weiter. “Wenn die Teilnehmer alle Schritte vom Korn am Acker bis zum Handsieben des Mehls durchgemacht haben, sehen sie Lebensmittel mit mehr Ehrfurcht“. Wenn die Pandemie es wieder zulässt, will Astrid Schranz auch Seminare zum Arbeiten nach Mondphasen im Garten anbieten.

Dialogbereitschaft ist wichtig im Ab Hof-Verkauf

Kommunikation ist eine der Stärken der Südburgenländerin. Das muss man als Direktvermarkter auch mitbringen, meint sie, denn “die Kunden wollen nicht nur unsere regionalen Lebensmittel, sondern auch Geschichten und Hintergrundwissen dazu, was sie im Supermarkt nicht bekommen“. Das vermittelt sie ihnen auch über ihren Blog, in dem sie die Arbeitsweise auf dem Hof beschreibt, wie angebaut und die Früchte weiterverarbeitet werden.

Unseren Kindern einen gesunden Planeten hinterlassen

Für ihre KollegInnen war der Ausbruch der Corona-Pandemie eine große Herausforderung, erzählt die Obfrau der Direktvermarkter des Burgenlandes. Jene, die stark von der Gastronomie und dem Tourismus abhängig sind, hat es hart getroffen. Es galt umzudenken, neue Absatzwege zu suchen und aktiv zu werden. “Dadurch sind viele Verkaufsboxen und Selbstbedienungsautomaten entstanden. Und die Konsumenten versuchen nun ihre Einkäufe zu kombinieren“, so die Obfrau. Das Amt sieht sie als Chance, etwas zu bewirken - für die burgenländischen Direktvermarkter, aber auch generell für die Gesellschaft -, im Sinne der Nachhaltigkeit, mit der sich die Mutter eines kleinen Mädchens in ihrer Arbeit und ihrem Leben intensiv auseinandersetzt. “Wir müssen uns mehr Gedanken darüber machen, was unser Tun bewirkt, damit unsere Nachkommen auch etwas von diesem Planeten haben. In diesem Sinne: “Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. (Mahatma Ghandi)“.“