Freizeit ist eine Frage der Eigenverantwortung

Bäuerin Justine Stromberger aus dem Lavanttal in Kärnten hat die Matura nachgemacht als ihre beiden älteren Töchter noch klein waren und ist seit einigen Jahren stolze Jägerin. Rund um die Vermietung ihrer drei Ferienhäuser ist sie immer wieder auch als Bergwanderführerin und Outdoor-Trainerin tätig.
"Es ist wichtig, dass man nicht stehen sondern offen und weit bleibt. Für die innere Balance nehme ich mir jeden Tag, egal was passiert, eine halbe Stunde Zeit, in der ich lese oder Übungen mache durch die ich zur Ruhe komme. Freizeit ist eine Frage der Einteilung aber auch der Eigenverantwortung", sagt Justine.

Ruhe genießen im Einklang mit der Natur und sich abseits vom Trubel des Alltags etwas Gutes tun, sind deshalb nur einige der Ansprüche an das Urlaubsangebot für ihre Gäste. Vermietung mit "Auszeit-Garantie" fernab vom Massentourismus für die drei Ferienhäuser mit den klingenden Namen "Auszeit", "Echtzeit" sowie "Traumzeit" verspricht die sportliche Bäuerin. Zusätzlich gibt es eine Landwirtschaft mit Mutterkuhhaltung, Pferden, Hühnern und ein paar Schweinen. "Wir versuchen, die Produkte, die wir am Hof erzeugen, für uns zu verwenden. Wir sind zum überwiegenden Teil ein Selbstversorgerbetrieb", sagt Justine.

Die Nutztiere werden am Hauptbetrieb, wo sich auch das Ferienhaus "Traumzeit" befindet, in 1.200 m Seehöhe des malerischen Ortes Preims im Gemeindegebiet von St. Margarethen gehalten, während die anderen beiden Häuser "Auszeit" 7 km und "Echtzeit" 14 km davon entfernt sind. Gesamt betrachtet setzt sich der Betrieb aus drei Landwirtschaften mit jeweils etwas Grünland und Forstwirtschaft zusammen. "Ein Betrieb gehört meinem Mann Herbert, unser aktueller Wohnsitz ist das Erbe von seinem Onkel und ein Haus hat mir mein Großvater vermacht", erklärt die 43-Jährige.

Kraftpfad zum Auftanken

Nahe eines der Ferienhäuser verläuft ein Kraftpfad, dem entlang Justine Wanderungen und immer wieder auch Klangschalen-Wohlfühlsitzungen mit den Urlaubern macht. Die Gäste machen es sich dazu auf den inmitten der Natur bereitgestellten Liegen bequem und genießen die harmonisch beruhigenden Klänge aus den aufgelegten Schalen. "Was in den 5-Sterne-Hotels Indoor angeboten wird, machen wir Outdoor. Dazu braucht es keine CD, die Vogelgezwitscher oder das Rauschen des Wassers imitiert, in der Natur ist das alles vor Ort", merkt die quirlige Bäuerin an. Werden gerade keine Gäste betreut, können auf Anfrage auch andere interessierte Leute die Liegen nutzen oder Justine verwendet sie als Outdoortrainerin in der Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Volks- und Hauptschule bei Wandertagen oder Teambuilding-Aktivitäten, je nachdem was die Lehrer gebucht haben. Auch von Landwirtschaftsschulen erhält Justine Anfragen für Teambuilding-Übungen. "Hier stellen die Schülerinnen und Schüler Kreatives aus Naturmaterialien her und berichten dann wie die Umsetzung im Team erfolgte." Auf Wunsch macht Justine auch eine Bergtour mit den Gästen beziehungsweise Schülern auf die Sau- oder Koralm beziehungsweise den Zirbitz, die je nach sportlicher Verfassung der Teilnehmer von zwei bis sechs Stunden dauern kann.

"Offen für jeden, der uns besuchen kommt."

Immer wieder interessieren sich die Gäste auch für die Landwirtschaft, schauen von Zeit zu Zeit im Stall vorbei, um die Tiere zu beobachten oder stellen Fragen zu agrarischen Außenarbeiten, die gerade im Gange sind. Auch von den anderen Ferienhäusern kommen bisweilen die Urlauber zum Stammhaus und wollen mehr über die Landwirtschaft erfahren. "Wir sind da ganz offen und freuen uns über jeden der uns besuchen kommt. Wir leben hier oben am Berg und von daher bringt es Abwechslung, wenn Gäste Interessantes über sich erzählen", beteuert Justine.

Abwechslung zum Alltag verschafft sich die Mutter von den drei Töchtern Patricia (23), Sarah (21) und Eva (13) auch bei der Jagd. Den Kurs mit anschließender Prüfung hat sie vor rund drei Jahren gleichzeitig mit ihrer Tochter Sarah absolviert. "Das war sehr schön, weil wir uns gegenseitig beim Lernen unterstützten." Das Jagdrevier liegt bei Justine quasi vor der Haustür, das sie mit ihrem Magyar Vizsla auch regelmäßig aufsucht. Es sei mehr als nur bloßes schießen, wie sie sagt. Besonders die Hege und Pflege sowie das Beobachten der Tiere interessiert Justine, von dem sie bereits als Kind einiges von ihrem Vater, der auch Jäger war, mitbekommen hat.

"Bin als Bäuerin sehr glücklich"

Insgesamt fühlt sie sich in ihrer Rolle als Bäuerin sehr glücklich, wie Justine sagt. "Genau das was ich machen möchte, tue ich jetzt auch. Als Landwirtin oder Landwirt kann man Zeit, Wissen und Können im eigenen Ermessene einsetzen sowie Grund und Boden, Gebäude und Geld selbst frei einteilen, um daraus etwas zu machen. Man muss niemanden anderen fragen, sondern man hat großen Entscheidungsspielraum, was man auf dieser Welt tut."

Für eine lebenswerte Dorfgemeinschaft sei auch das Ehrenamt unentbehrlich, von dem die Kärntner Bäuerin einige innehat. So leitet sie etwa die von ihr vor sieben Jahren gegründete wöchentliche Walkingrunde, ist im Chor und in der Kirche engagiert sowie als Schriftführerin bei der Dorfgemeinschaft und bei einigen kleineren Vereinen im Vorstand tätig. Wie wertvoll das Ehrenamt für den ländlichen Raum ist, wurde ihr auch im Lehrgang "Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum" der Bildungsinitative "ZAMm unterwegs" des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) auf Initiative der ARGE Österreichische Bäuerinnen vermittelt. Inhalte über Persönlichkeitsbildung, Agrarpolitik und Agrarwirtschaft, Führungsmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit werden darin behandelt. "Der Lehrgang hat mich persönlich wie auch fachlich wieder ein Stück weitergebracht, meinen Blickwinkel erweitert und andere Sichtweisen aufgetan", so Justine zufrieden.