Zugang von Bäuerinnen zu Finanzmitteln: Noch viele Hürden zu überwinden

COPA-Seminar zeigt Herausforderungen anhand einer EU-weiten Umfrage auf.
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COPA-Seminar in Warschau 2025 © Christine Riepl
Frauen auf land- und forstwirtschaftlichen Betrieben sowie Unternehmerinnen im ländlichen Raum und ihr Zugang zur Krediten und Finanzierungen ist ein Thema, das den Frauenausschuss von COPA-COGECA seit längerem beschäftigt. Zu Jahresbeginn wurde EU-weit abgefragt, wie die Herausforderungen dieser Zielgruppe bei Finanzmitteln aussehen. Kürzlich standen die Ergebnisse beim einem COPA-Seminar in Warschau an dem Vertreterinnen aus Nordirland, Schweden, Tschechien, Italien, Ungarn Polen und Österreich teilnahmen, im Mittelpunkt der Diskussionen.

"Das österreichische Ergebnis zeigt, dass Frauen, die ihren Lebensunterhalt aus landwirtschaftlicher Arbeit bestreiten, überwiegend Eigentümerinnen oder Teilhaberinnen der Betriebe und stark in Entscheidungsprozesse eingebunden sind. Die Mehrheit gibt an, sich im Umgang mit Finanzprozessen sicher zu fühlen. Allerdings besteht eine deutliche Kluft in der Wahrnehmung der Gleichstellung gegenüber Finanzinstituten“, gibt Christine Riepl, Teilnehmerin aus Österreich und burgenländische Landesbäuerin, Einblick in die Ergebnisse.

Bedauerlicherweise repräsentiere die Studie nicht die gesamte EU, so Riepl weiter, da einige Länder sich nicht im ausreichenden Maße an der Umfrage beteiligt haben. “Das Gesamtergebnis verdeutlicht aber, dass sich Frauen fähig und bereit fühlen, im Finanzierungsbereich Verantwortung zu übernehmen. Im Gegensatz dazu sind die Finanzinstitute noch nicht ausreichend bereit, weibliche Finanzierungswünsche zu erfüllen. Daher sind dringend gezielte Werkzeuge, klare Richtlinien und eine verbindende Öffentlichkeitsarbeit notwendig“, betont Riepl. Besonders wichtig sei auch die Einbindung junger Frauen unter 35 Jahren sowie sehr junger Frauen im Alter von 18 - 25 Jahren.

Was die anwesenden Vertreterinnen zum Thema meinen:

  •  Es gibt keine agrarischen EU-Programme, die ausschließlich für Frauen konzipiert sind. Das impliziert zwar, dass Frauen gleichen Zugang zu den bestehenden Programmen haben, was jedoch leider nicht der Realität entspricht.
  • Unglücklicherweise unterscheiden sich die Voraussetzungen für Frauen in den Mitgliedstaaten erheblich. Daher ist es wichtig, für annähernd gleiche Bedingungen zu sorgen.
  • Grundsätzlich besitzen Frauen weniger Eigentum, wodurch sie gegenüber den Finanzinstituten niemals vollständig gleichberechtigt erscheinen.
  • Frauen wünschen sich mehr Unterstützung, Weiterbildungsmöglichkeiten und Netzwerkveranstaltungen. Sie möchten von anderen innovativen Frauen lernen.
  •  Männer fühlen sich durch weibliches Engagement oft “an den Rand gedrängt“. Sie sollten erkennen, welche Vorteile sie selbst durch die Unterstützung von Frauen haben.

"Die vorgestellten EU-Projekte 'Grass Ceiling' und 'GAEA' haben gezeigt, dass die ARGE Österreichische Bäuerinnen mit ihrer Arbeit viele Erwartungen europäischer Bäuerinnen erfüllt. Die heimische Bäuerinnenorganisation hat bereits viel auf den Weg gebracht und kann auf europäischer Ebene als Vorbild dienen, z.B. mit Initiativen wie 'Lebensqualität Bauernhof', dem “ZAMm-Lehrgang' oder der 'Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung'", so das Fazit von Christine Riepl.

Fotos von der Veranstaltung und der Besichtigung diverser Betriebe in der Umgebung von Warschau sind hier zu finden.