Bäuerin sein

Schließ deine Augen und stell dir eine Bäuerin vor? Welches Bild erscheint vor deinem geistigen Auge? Leitet sie den Betrieb alleine oder mit ihrem Partner? Lebt und wirtschaftet sie im Berggebiet oder im Osten von Österreich? Hält sie Tiere oder bewirtschaftet sie die landwirtschaftlichen Flächen? Vermarktet sie ihre Produkte selbst? Oder geht sie in Schulen und lehrt über Landwirtschaft?
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Monika Köchler ist begeisterte Direktvermarkterin von Nudeln © Wirlphoto
Die Rolle der Bäuerinnen auf den Höfen ist heutzutage vielfältiger denn je. 35% unserer österreichischen Bauernhöfe werden hauptverantwortlich von Frauen geleitet. Im EU-Vergleich rangiert die Alpenrepublik somit im Spitzenfeld. Bäuerinnen sind gut ausgebildet. Mehr als ein Drittel haben Matura, Fachhochschul- oder Universitätsabschluss (Studie KeyQUEST 2016). Als innovativen Unternehmerinnen verwirklichen sie mutig ihre eigenen Geschäftsideen.

Diversifizierung in weiblicher Hand

Eier, Milch, Käse, Gemüse, Würste, Schnäpse und viele andere Köstlichkeiten werden von 27% der Bäuerinnen und Bauern (36.000 Betriebe) auch im eigenen Hofladen selbst vermarktet. Weitere 9.900 Bauernhöfe bieten aktuell in Österreich ca. 114.000 Gästebetten in Zimmern oder Ferienwohnungen an - 2.350 sind Mitglied beim Verein Urlaub am Bauernhof. Auf den Betrieben mit Urlaub am Bauernhof sind die Frauen zu über 80% die Hauptverantwortlichen und auch die Direktvermarktung liegt zu 56% in weiblicher Hand.

Oft bringen Quereinsteigerinnen innovative Einkommenskombinationen wie Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof, kommunale Dienstleistungen, Kompostbereitung, Schule am Bauernhof, Seminarbäuerinnen und Green Care in die bäuerliche Lebenswelt.

Die angespannte Einkommenssituation in der Landwirtschaft ist für unsere bäuerlichen Familien eine große Herausforderung. Durch Risikostreuung und Zusatzeinkommen aus innovativen Betriebszweigen tragen Bäuerinnen maßgeblich zur Resilienz des gesamten Agrar- und Ernährungssektors sowie ihrer Höfe bei und sichern damit den Arbeitsplatz Bauernhof.

Heidi-Land versus 60 Stunden Wochen

Das Leben am Bauernhof wird häufig als romantische Idylle à la Heidi auf der Alm dargestellt. Das entspricht selten der Realität. Neben den Vorteilen, wie am Betrieb zu leben und zu arbeiten, flexiblen Arbeitszeiten oder der leichteren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ist die Arbeitsbelastung von Bäuerinnen enorm. Statistiken zeigen, dass sie durchschnittlich mehr als 60 Stunden pro Woche arbeiten, wobei diese Zahl in vielen Regionen deutlich höher ausfallen kann. Stress durch wetterbedingte Ernteausfälle, Zukunftsängste, Generationenkonflikte, steigende Preise für Betriebsmittel oder Preisstürze für landwirtschaftliche Produkte gehören zum Alltag.

Damit unsere Kinder nicht Äpfel mit Birnen vergleichen

Unser Essen ist der Treibstoff, der Körper und Geist am Laufen hält. Deshalb sollten wir bei der Auswahl unserer Lebensmittel ganz genau auf Herkunft und Qualität achten. Die Bäuerinnen und ihre Organisation haben sich das Ziel gesetzt, bei den Konsument:innen ein Bewusstsein für hochqualitative Produkte zu wecken. Als Botschafterinnen für heimische Lebensmittel informieren, unterrichten und engagieren wir uns in der Gesellschaft für eine größere Wertschätzung unserer Produkte und unserer Arbeit. Und wer, wenn nicht wir Produzentinnen selbst, könnte besser darüber informieren?

"Wir Bäuerinnen sind das Herz unserer Höfe und prägen mit unserer Arbeit nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die soziale und kulturelle Landschaft unserer ländlichen Regionen. Wir tragen damit zur Erhaltung regionaler Traditionen und zur Bewahrung und Entwicklung des ländlichen Kulturerbes bei", verdeutlicht Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Vorsitzende der mittlerweile 50-jährigen Bäuerinnenorganisation "Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen" die Wichtigkeit der Frauen auf den Höfen und im ländlichen Raum.

Aktionstage der Bäuerinnen in den Volksschulen

Mehr als 2.000 Bäuerinnen gehen ehrenamtlich bundesweit in die ersten Klassen der Volksschulen bei den Aktionstage der Bäuerinnen in den Volksschulen anlässlich des Welternährungs- und Weltlandfrauentages (15./ 16.10.), um der Landwirtschaft ein Gesicht zu geben und diese für die Kinder erlebbar zu machen.

Jubiläumsbroschüre "50 Jahre ARGE Bäuerinnen"
Ein halbes Jahrhundert intensiver Arbeit zur Stärkung der Frauen in der heimischen Landwirtschaft und im ländlichen Raum fasst diese Broschüre zusammen. Ein inte-ressanter Überblick über die Geschichte der Interessenvertretung, ihre Erfolge, die Wegbereiterinnen, und vieles mehr lädt zum Lesen ein.

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