Julia Niederegger mit (k)einer Folge von “LandLeben - Jung, kritisch, engagiert“

Warum Agrarpolitik nicht nur für "die da oben ist" und die Bäuerinnenorganisation "über den Tellerrand" schaut.
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Julia Niederegger © Privat

Hey zusammen!

Ich nehme euch heute mit hinter die Kulissen eines Themas, das viele von uns  als “eh klar“ abtun: die Organisation und Interessenvertretung in der  österreichischen Landwirtschaft. Ich geb’s ehrlich zu - bevor ich mich mit dem  Thema im Rahmen der Vorlesung beschäftigt habe, war das für mich einfach: “Ja, da gibt’s halt die Kammer. “ Jetzt denke ich mir: “Krass, was da alles  dranhängt!“

Was war neu für mich?

Was mich wirklich überrascht hat: Wie strukturiert und durchdacht das System der Landwirtschaftskammern ist. Wir haben in Österreich neun Landes-Landwirtschaftskammern, die jeweils auf Landesgesetzen beruhen, und darüber steht die LK Österreich (LKÖ) - eine Dachorganisation, die als privatrechtlicher Verein organisiert ist. Und trotzdem spielt sie in der Politik ordentlich mit! Die LKÖ wird in über 50 Bundesgesetzen erwähnt. Das war für mich ein echter Aha-Moment: Diese Organisationen sind keine Randnotiz, sondern ganz vorne mit dabei, wenn es um Gesetzesbegutachtungen, Förderentscheidungen und Agrarpolitik geht.
 
Noch spannender fand ich, wie weit verzweigt das System auf EU-Ebene ist. Über den Dachverband Copa-Cogeca vertritt Österreichs Landwirtschaft ihre Interessen direkt in Brüssel. Ich habe zum ersten Mal realisiert, dass Bäuerinnen und Bauern über diesen Weg wirklich Einfluss auf europäische Gesetze nehmen können. Für mich war das ein Eye-Opener - Agrarpolitik ist nicht nur was für “die da oben“, sondern auch für “uns hier unten“.

Was kann ich für später brauchen?

Ich sehe meine Zukunft in der Bildungsarbeit - vielleicht sogar beim LFI. Deswegen hat mich der Teil über die Bildungsangebote besonders gepackt. Das Ländliche Fortbildungsinstitut bietet nicht nur Fortbildungen an, sondern hat mit seinen über 48.000 ausgestellten Zertifikaten schon richtig viel bewegt. Was ich besonders stark finde: Das LFI ist nach ISO 9001 zertifiziert und erfüllt damit höchste Standards in der Erwachsenenbildung.
 
Das bedeutet für mich konkret: Wenn ich später mal im Bildungsbereich arbeite, will ich nicht einfach “irgendwelche Kurse“ machen. Ich möchte Qualität bieten - praxisnah, professionell und auf Augenhöhe mit den Bäuerinnen und Bauern. 

Was war besonders interessant?

Ein Punkt hat mich besonders berührt: die Rolle der ARGE Österreichische Bäuerinnen. Hier geht’s nicht nur um klassische Interessenvertretung, sondern auch um Themen wie Gendergerechtigkeit, Sichtbarkeit von Frauen in der Landwirtschaft und deren Mitbestimmung. Ich finde es super wichtig, dass diese Themen bewusst angesprochen werden - und nicht einfach “mitlaufen“.
 
Und auch das Thema Lobbying fand ich spannend: Lobbyismus hat ja oft einen schlechten Ruf, aber hier bedeutet es, dass sich Menschen mit Fachwissen dafür einsetzen, dass unsere Realität auf den Feldern und Höfen auch in Gesetzen berücksichtigt wird. Das ist nicht nur legitim, sondern notwendig. 

Was möchte ich noch genauer wissen?

Ich frage mich: Wie kann man junge Menschen, besonders Frauen, noch gezielter für Funktionen in Kammern und Bildungsarbeit motivieren? Welche Wege führen da hinein - und welche Barrieren gibt es noch? Auch die Kammerwahlen sind für mich ein Thema, in das ich tiefer eintauchen möchte. Viele in meinem Alter wissen gar nicht, dass sie wahlberechtigt sind oder was das konkret bedeutet. Da sehe ich definitiv Potenzial für mehr Aufklärung und Transparenz.

Fazit aus meinem heutigen Lerntagebuch - oder nennen wir’s ruhig “LandLeben-Folge“:

Wir haben in Österreich ein verdammt gut organisiertes System. Aber es braucht uns - die nächste Generation - damit es lebendig bleibt. Damit es sich weiterentwickelt. Bildung, Beratung und Interessenvertretung sind keine verstaubten Begriffe, sondern der Schlüssel dafür, dass die Landwirtschaft zukunftsfähig bleibt.
 
Also: Nicht nur zuschauen - mitreden, mitlernen, mitgestalten!
Bis bald - eure
Julia 👩🌾
 
(Zielgruppe: junge Menschen im ländlichen Raum, angehende Fachkräfte und bildungsinteressierte Landjugend)