Ehrenamt - steht es sich dafür?

Bin ich die Richtige für das Amt als Ortsbäuerin?
Frau in Gedanken
Frau in Gedanken © Liza Summer 6382487/Pexels
Sehr geehrtes Team von LQB, mich beschäftigt seit einiger Zeit ein Thema, das zwar schon mit der Familie zu tun hat, aber hauptsächlich mich betrifft. Ich führe zusammen mit meinem Mann den Betrieb im Nebenerwerb, die Kinder sind in der Lehre bzw. in der Schule, die wichtigsten Bauvorhaben haben wir fürs Erste abgeschlossen. Vor ein paar Monaten ist unsere Ortsbäuerin an mich herangetreten, ob ich ihr Amt übernehmen möchte. Seitdem gibt es innerhalb der Familie viele Diskussionen, mein Mann ist eher dagegen, wir haben eh schon genug Arbeit, meine Kinder, insbesondere meine zwei Töchter (18, 16 Jahre), finden es gut und würden mich unterstützen. Ihnen würde es gefallen, wenn ich als Frau ein Amt in der Öffentlichkeit bekleide und für Frauenanliegen und den Stand der Bäuerinnen eintrete. Ich selbst zweifle: Bin ich dafür die Richtige, kann ich das überhaupt? Gleichzeitig hat es mich aber auch sehr gefreut, dass mir dieses Amt angetragen wurde. Und so überlege ich hin und her.
Die Zeit drängt, im Herbst ist die Ortsbäuerinnenwahl. Haben Sie dazu einen Tipp, wie ich mich entscheiden soll?
Zuerst einmal Danke für diese interessante Frage, darin zeigt sich so deutlich, dass es gar nicht so leicht ist, Entscheidungen zu treffen, die weitreichende Konsequenzen mit sich bringen. Sie haben einige Für und Wider aufgezählt und in diesem Spannungsfeld gilt es herauszufinden, was Sie bräuchten, um ein klares Ja sagen zu können.

Ich vermute, Sie würden den Rückhalt in Ihrer Familie brauchen. Sind die Bedenken Ihres Mannes so groß, dass er Sie nicht unterstützt, oder würde er, weil es Ihnen wichtig ist, bereit sein, seinen Alltag hin und wieder zu verändern, damit Sie Ihrem Amt nachkommen können? Ihre Töchter würden Sie unterstützen, wie könnte das konkret ausschauen? Und Ihre Töchter haben recht, wir brauchen mutige Frauen, die für Frauen einstehen, und Bäuerinnen, die den Stand der Bäuerin in der Gesellschaft modern und engagiert vertreten.

Zudem wären Sie ein Beispiel dafür, nicht jemand zu sein, der passiv über die Zustände klagt, sondern aktiv daran mitwirkt, dass positive Veränderungen angestoßen werden. Und ja, Sie haben recht, natürlich stellt man sich die Frage: Kann ich das überhaupt? Zweifel gehören dazu (insbesondere bei Frauen) und letztlich braucht es immer eine Portion Mut und die Lust am Gestalten, um sich einer neuen, unbekannten Aufgabe zu stellen. Und darin liegt meines Erachtens die größte Chance. Sie verlassen damit Ihr vertrautes Umfeld und lernen ganz viel Neues. Über sich, über die anderen, über das, wie die Gesellschaft funktioniert. Soweit ich weiß, bietet die Bäuerinnenorganisation dafür Fortbildungen an, um gut in diese neue Rolle hineinwachsen zu können (Rhetorikschulung, Delegation von Aufgaben …). Vielleicht möchten Sie es als Möglichkeit zur Persönlichkeitsentwicklung betrachten, gleichzeitig übernehmen Sie einen wichtigen Teil in der Gestaltung des Dorflebens.
Lebensqualität Bauernhof, Kennwort “Lebensfragen“
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