Bäuerinnen im Talk “Durchblick statt Bauchgefühl“

Betriebliche Aufzeichnungen und wirtschaftliche Klarheit.
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Sharepic BiT Aufzeichnungen final © Jernej

53 Teilnehmerinnen aus allen Bundesländern folgten am 12. November 2025 der Einladung zum Webinar “Durchblick statt Bauchgefühl“ - einer Ausgabe der Reihe Bäuerinnen im Talk, veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft Österreichische Bäuerinnen mit Vortragenden der  LBG und LFI Österreich.

Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie können Bäuerinnen ihre Betriebe mit Fakten, Zahlen und klaren Auswertungen steuern - ergänzend zu Erfahrung, Hausverstand und Bauchgefühl?

Vom Bauchgefühl zum klaren Blick

Eröffnet wurde der Abend mit dem Leitsatz: 👉 “Wer schreibt, der bleibt.“

Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und selbst auf einem Grünen-Berichts-Betrieb aufgewachsen, zeigte, wie wertvoll Aufzeichnungen für fundierte Entscheidungen sind und dass sie diese Tradition am eigenen Betrieb fortführt.

Viele Betriebsführerinnen dokumentieren ihre Arbeit bereits - für Direktvermarktung, Schule am Bauernhof, Urlaub am Bauernhof, Seminarbäuerinnen oder Green Care. Entscheidend ist, die Daten aktiv zu nutzen, um Investitionen abzusichern, den Betrieb weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu führen.

Expert:innenwissen und Praxisbeispiele

Moderiert von Michaela Glatzl (Bäuerinnen Österreich) gaben die Expert:innen Gudrun Glawischnig und Franz Fensl von der LBG sowie Lukas Oßberger von der Landwirtschaftskammer Österreich wertvolle Einblicke.

Themenschwerpunkte waren:

·        Bedeutung des Grünen Berichts als Informationsquelle,

·        Digitale Aufzeichnungssysteme für vereinfachte Entscheidungen,

·        Fördermöglichkeiten wie der Aufzeichnungsbonus für Junglandwirt:innen.

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Gudrun Glawischnig Hofübernehmerin, Direktvermarkterin, Seminarbäuerin, LBG Mitarbeiterin macht nordet die Teilnehmer:innen ein – kennt man die Zahlen oder verlässt man sich aufs Bauchgefühl © Glatzl/LKÖ

Aus Erfahrung lernen - erfolgreiche Betriebe

Anhand konkreter Beispiele wurde gezeigt, wie Aufzeichnungen Betriebe erfolgreich machen - von Milchviehbetrieben über Ölkürbisverarbeitung bis hin zu Buschenschänken.

Franz Fensl betonte: “Oft sind es die Frauen, die mit neuen Betriebszweigen und Diversifizierungen beginnen - und trotz anfänglicher Widerstände, manchmal sogar gegen ein klares ‘Nein‘ des Partners, den ersten Schritt zu systematischen Aufzeichnungen setzen.“

Besonders eindrucksvoll: Viele ausgezeichnete Betriebe starteten früh mit der Betriebsübergabe, die Betriebsführerinnen waren jung, gut ausgebildet und setzten auf betriebswirtschaftliche Weiterbildung.

Gudrun Glawischnig: “Wir Bäuerinnen sind Unternehmerinnen und Managerinnen. Wer Aufzeichnungen führt, kann den Betrieb gezielt lenken, mutig neue Wege gehen und - wie ich - mit einem neuen Betriebszweig wie Schule am Bauernhof starten. Wie das Sonnenlicht unverzichtbar für das Wachstum der Pflanzen ist, so sind genaue Aufzeichnungen das Licht, das den Weg zu einem erfolgreichen Betrieb weist - und nur durch das Pflegen dieser Zahlen entsteht die Grundlage für eine reichliche Ernte.“

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Franz Fensl erklärt die Vision 2028+ und deren Bezug zur Unternehmerinnenkompetenz – die Bäuerinnen Österreich haben im Handlungsfeld 1, 4 und 5 aktiv mitgearbeitet © Glatzl/LKÖ

Motivation und Praxis-Tipps

In der interaktiven Abschlussrunde nannten die Teilnehmerinnen die wichtigsten Erkenntnisse:

·        Klarheit,

·        Struktur,

·        Entscheidungsgrundlagen,

·        Wissen, wofür man arbeitet.

“Wer dokumentiert, trifft raschere und bessere Entscheidungen.“

Fazit

Auch unter schwierigen Rahmenbedingungen zahlt sich das Führen von Aufzeichnungen aus. Esther Bitschnau, neu gewählte Landesbäuerin aus Vorarlberg, erklärte: ”Auf unserem Bergbauernhof in der früheren Zone 4 ist vieles händische Arbeit - die Flächen sind steil, die Tage oft lang. Und doch ist es mir wichtig, Aufzeichnungen zu führen. Als gelernte Elementarpädagogin und kreative Unternehmerin möchte ich gute Entscheidungen treffen und den Überblick behalten - gerade dann, wenn die Arbeit am Hof fordernd ist.“

Das Webinar machte deutlich: Aufzeichnungen sind kein bürokratisches Übel, sondern ein Werkzeug für Selbstbestimmung, Zukunftssicherheit und unternehmerischen Erfolg.

Irene Neumann-Hartberger fasste zusammen: “Jede Zahl erzählt die Geschichte meines Hofes.“

Ein herzliches Dankeschön an alle Referent:innen und Teilnehmerinnen für den inspirierenden Austausch und das große Interesse.

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