FOBI Spot on Landwirt:innen – Zukunftsweisende Perspektiven in der Landwirtschaft

Wie sieht die Landwirtschaft der Zukunft aus – und welche Rolle spielen dabei die Menschen, die tagtäglich am Hof Verantwortung übernehmen? Unter dem Titel „FOBI Spot on Landwirt:innen“ widmete sich eine inspirierende Veranstaltung am Vormittag des 30.09.2025 genau diesen Fragen. Von 09:00 bis 12:00 Uhr trafen sich interessierte Multiplikator:innen, im Zoomraum um gemeinsam neue Perspektiven für die Landwirtschaft zu beleuchten.
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Landesbäuerin Claudia Entleitner präsentierte, welche Visionen die Bäuerinnen für 2030 haben. © LKÖ-Bäuerinnen/Michaela Glatzl

Ein Vormittag voller Impulse

Durch das Programm führte mit viel Gespür und Fachkenntnis Michaela Glatzl, die als Moderatorin den roten Faden spannte und für einen lebendigen Austausch sorgte.  Den Auftakt machte Vizerektorin Prof.in Dipl.-Ing.in Elisabeth Hainfellner, die die Teilnehmer:innen herzlich begrüßte und den thematischen Rahmen für den Tag setzte.

Ein inhaltliches Highlight war der Beitrag von Claudia Entleitner, Landesbäuerin von Salzburg. Sie präsentierte zentrale Ergebnisse der Bäuerinnenstudie „Was braucht die Bäuerin 2030?“ und sprach offen über die Herausforderungen: rechtliche und soziale Absicherung, hohe Arbeitsbelastung und widersprüchliche Erwartungen der Konsument:innen – Tierwohl ja, aber bitte günstig. 

Als ausgebildete Diplomkrankenschwester ohne landwirtschaftliche Vorkenntnisse kam sie einst auf den Hof – heute ist sie eine der wichtigsten Stimmen für die Anliegen der Bäuerinnen in Österreich und in Salzburg. „Menschlichkeit und Empathie mitzunehmen, das ist mir besonders wichtig“, betonte sie. Ihr Appell: „Zusammenhelfen, wo’s nur geht – man lernt nie aus.“

Mit Stolz sprach sie über ihre Rolle in der ARGE Österreichische Bäuerinnen und die Charta für partnerschaftliche Interessensvertretung. Ihr Dank galt den Berater:innen: „Danke für die geleistete Arbeit – bitte bleibt weiterhin für unsere Bäuerinnen und Bauern da!“
 
Den Strategieprozess für die österreichische Landwirtschaft zeigte Eva Wallerberger vom BMLUK auf. © LKÖ-Bäuerinnen/Michaela Glatzl
Den Strategieprozess für die österreichische Landwirtschaft zeigte Eva Wallerberger vom BMLUK auf. © LKÖ-Bäuerinnen/Michaela Glatzl

„Wir wollen keine Blumen, sondern Lorbeeren.“

Im Anschluss sprach Eva Wallerberger aus dem BMLUK über die Vision 2028+, einen umfassenden Strategieprozess für die österreichische Landwirtschaft. Ihr Fokus lag dabei auf der Rolle der Frauen in diesem Zukunftsbild. Im Zuge dessen wurden auch Gruppendiskussionen durchgeführt, die spannende Unterschiede zwischen Hofnachfolgerinnen und aktiven Bäuerinnen sichtbar machten:
  • Hofnachfolgerinnen setzen auf Unternehmerinnentum, Diversifizierung und Innovation und handeln eher proaktiv.
  • Bäuerinnen hingegen fokussieren sich auf die Bildung der Gesellschaft und den Wunsch, einen übergebenswerten Betrieb zu hinterlassen – oft mit einem Gefühl von Fremdbestimmtheit, das zu einem eher reaktiven Handeln führt.
Ein prägender Gedanke von Eva Wallerberger lautete: „Einem landwirtschaftlichen Betrieb geht es nur so gut, wie es den Menschen dort geht.“ 
Und mit einem Augenzwinkern, aber klarer Botschaft ergänzte sie: „Wir wollen keine Blumen, sondern Lorbeeren.“

 
Wie werde ich zu einer innovativen Unternehmerin  beleuchtete Leopold Kirner in seinem Vortrag. © LKÖ-Bäuerinnen/Michaela Glatzl
Wie werde ich zu einer innovativen Unternehmerin beleuchtete Leopold Kirner in seinem Vortrag. © LKÖ-Bäuerinnen/Michaela Glatzl

Bäuerinnen als innovative Unternehmerin

Dr. Leopold Kirner widmete sich der Frage: „Wie werde ich als Frau zu einer innovativen Unternehmerin?“ und betonte, wie entscheidend es ist, den eigenen Handlungsspielraum zu erkennen und zu nutzen, um Innovation überhaupt möglich zu machen.
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Lisa Zanker zeigt Einblicke auf Social Media © Bäuerinnen NÖ/Jakob Leitner

Betriebsblitzlichter: Innovation am Hof

Im Anschluss wurden konkrete Beispiele durch drei Bäuerinnen aus der Praxis vorgestellt – sogenannte Betriebsblitzlichter, die zeigen, wie vielfältig und innovativ Landwirtschaft heute gelebt wird und welche Aspekte dafür besonders wichtig sind.


Lisa Zanker vom Betrieb Jahner’s Spanferkel berichtete vom mutigen Schritt ihrer Familie, einen Aussiedlerhof zu bauen – raus aus der Stadt, hinein in neue Möglichkeiten.

Sie teilte sechs zentrale Erkenntnisse:
1.    Man muss nicht immer wachsen oder weichen.
2.    Zahlen kennen – wirtschaftliche Klarheit ist essenziell.
3.    Werte kennen und zeigen – Authentizität schafft Vertrauen.
4.    Digitalisierung und Marketing – gute Arbeit allein reicht nicht mehr.
5.    Ein Team, das mitzieht – Erfolg ist eine Gemeinschaftsleistung.
6.    Realistische Erwartungen und Geduld – Innovation braucht Zeit.

 
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Brigitte und Carina Ratheiser vom Rabingerhof stellten ihren Betrieb vor. © www.rabingerhof.at
Brigitte und Carina Ratheiser vom Rabingerhof berührten mit ihrer Geschichte: Die heutige Betriebsleiterin Brigitte Ratheiser musste bereits mit 18 Jahren den Hof übernehmen, nachdem ihre Mutter früh verstorben war. Ihr Vater hatte ihr versprochen, dass sie einmal Bäuerin wird – und sie wurde es. Heute führt sie den Hof mit einem besonderen Betriebszweig: einem alternativen Lebensraum, der neue Perspektiven für Landwirtschaft und Gesellschaft eröffnet. „Was dem Herzen gut tut, tut uns allen gut“
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Biohof Greflgut wird von Eva Freudenberger und ihrem Mann geführt. © www.biohof-greflgut.at
Eva Freudenberger vom Biohof Greflgut konnte uns noch Einblicke in die biologische Landwirtschaft geben. Der Betrieb wurde direkt von den Großeltern übernommen und auf die Pferdewirtschaft umgestellt. Aufgrund wirtschaftlicher Engpässen kam 2021 dann die Schweinehaltung inkl. Metzgerei dazu. Wichtig für die Familie ist auch die passende Ausbildung dazu zu haben. Ein Onlineshop namens „Fitmeat“ und Urlaub am Bauernhof ist ebenso teil der Bewirtschaftung am Betrieb.
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Julia Eberharter zeigte, wie man seine Ressourcen erkennen und Innovationen gestalten kann. © LKÖ-Bäuerinnen/Michaela Glatzl

Abschluss mit Herz und Haltung

Den Abschluss machte Projektleiterin Julia Eberharter mit dem Beitrag aus der Innovationsoffensive der Landwirtschaftskammern „Mein Hof – Mein Weg“, der noch einmal unterstrich, wie vielfältig und individuell landwirtschaftliche Lebenswege sein können – und wie wichtig es ist, diese Vielfalt sichtbar zu machen und zu stärken.

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