Biodiversität leben - Landwirtschaftliche Betriebe zeigen, wie es geht

Farming for Nature kürt Biodiversitätsbotschafter:innen des Jahres.
Am 24. November wurden in feierlichem Rahmen die fünf diesjährigen Biodiversitäts-Botschafter:innen des Projekts Farming for Nature Österreich ausgezeichnet. Sie wurden im Frühjahr aus einem Pool von 26 Landwirtinnen und Landwirten von einer Fachjury gewählt. Mit ihren persönlichen Geschichten zu mehr Biodiversität und nachhaltigem Wirtschaften am Bauernhof inspirieren die Botschafter:innen zum Nachahmen. Ein weiteres Highlight des Abends: Die Bekanntgabe des Publikumslieblings 2025.
 
Biodiversitätsbotschafter:innen zeigen ein Jahr lang bei Betriebsbesuchen und Veranstaltungen, wie Landwirtschaft und Biodiversität Hand in Hand gehen können. Ausgezeichnet mit der “Biodiversitäts-Scheibe” wurden dieses Jahr die burgenländische Pionierin im biodynamischen Weinbau Birgit Braunstein, Rinderbauer Johann Schauer aus Oberösterreich, die steirische Milchbäuerin Roswitha Marold, Blumenproduzentin Brigitte Dörner aus Salzburg und der niederösterreichischen Schweinebauern Josef Pfeffer. Dieser erhielt darüber hinaus den Preis für den per Online-Voting gewählten Publikumssieger.

Biodiversität als Grundlage für zukunftsfitte Landwirtschaft

Im Zentrum der Veranstaltung “Biodiversität leben - Landwirtschaftliche Betriebe zeigen, wie es geht” stand eine Podiumsdiskussion mit den gekürten Landwirtinnen und Landwirten. Dabei gaben sie Einblicke in ihre Wege zu mehr Vielfalt am Hof: Die burgenländische Winzerin Birgit Braunstein zeigte, wie biodynamischer Weinbau das Bodenleben fördert und sich Vielfalt im Geschmack widerspiegelt. Johann Schauer aus Oberösterreich sprach über Renaturierung in der Praxis und darüber, wie extensiv bewirtschaftete Flächen Lebensräume zurückbringen können. Die steirische Milchbäuerin Roswitha Marold machte deutlich, dass tiergerechte Haltung und naturnahes Grünlandmanagement Hand in Hand gehen und zudem wirtschaftlich sind. Brigitte Dörner aus Salzburg betonte die Bedeutung regionaler Blumenproduktion als Beitrag zu Klima- und Artenschutz. Josef Pfeffer aus Niederösterreich schließlich zeigte, wie auch in der konventionellen Schweinehaltung Biodiversität, Tierwohl und wirtschaftlicher Erfolg vereinbar sind. “Wir Bäuerinnen und Bauern leben die Biodiversität. Wir wollen sorgsam umgehen mit unserer Natur und unseren Tieren, denn das ist unsere Zukunft. Daher ist es so wichtig, dass es Biodiversitätsbotschafter:innen gibt, die das auf ihren Betrieben herzeigen“, betonte LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner.
 
Begleitet wurden die inhaltlichen Diskussionen von Gastbeiträgen von dem als “Klimajäger” bekannten Meteorologen und Journalisten Andreas Jäger, der Vizepräsidentin der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer Andrea Wagner sowie Günther Mayerl, Geschäftsführer der Green Care Entwicklungs- und Beratungs-GmbH.

Green Care lebt von Vielfalt

Das Thema Green Care nahm an diesem Abend einen besonderen Stellenwert ein. Nicht zuletzt aufgrund des Engagements der beiden Biodiversitäts-Botschafterinnen Birgit Braunstein und Roswitha Marold in diesem Bereich. Green Care steht für die innovative Verbindung von Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit und Sozialem. Qualifizierte Bäuerinnen und Bauern nutzen die wohltuende Wirkung von Natur und Tieren und bieten - in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Sozialträgern - Angebote, die Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen unterstützen. Dazu zählen Bauernhofkindergärten, Beschäftigungsprojekte für Menschen mit Behinderung, tiergestützte Therapien, Senioren-Tageszentren und gesundheitsfördernde Programme. Österreichweit gibt es mittlerweile über 130 zertifizierte Green Care-Betriebe. Günther Mayerl dazu: “Ohne Vielfalt keine Wirkung - so einfach ist das. Biodiversität ist das Betriebssystem unserer Höfe: Wo Böden lebendig sind, Tiere ihren Raum haben und Pflanzen blühen dürfen, entsteht auch Raum für Menschen. Genau dort entfaltet Green Care seine Wirkung: in der Begegnung mit dem, was echt ist und wächst.“

Online-Publikum wählt Bodenschützer zu Biodiversitätsbotschafter des Jahres 2025 Farming for Nature kürt bei Veranstaltung den niederösterreichischen Schweinebauern Josef Pfeffer unter fünf österreichischen Landwirt*innen zu Publikumssieger

Der Schweinebauer und Bodenschützer setzt auf eine regenerative und konservierende Bewirtschaftung seiner Flächen. Anbau und Ernte erfolgen so bodenschonend und naturnahe wie möglich, um das Bodenleben zu erhalten und zu fördern. Dabei setzt er unter anderem auf tierische Helfer - die von ihm hochgeschätzten Regenwürmer.
 
“Nur ein gesunder Boden macht eine landwirtschaftliche Nutzung langfristig möglich. Für mich schließen sich Ökologie und Ökonomie nicht aus - sie ergänzen sich. Neben der Entwicklung meines Betriebs hin zu einer naturnahen Bewirtschaftung sind meine besten Helfer Regenwürmer und Bodenlebewesen, von denen es inzwischen wieder reichlich auf meinem Hof gibt,” so Pfeffer. Das zeigen auch die Daten, die der Landwirt regelmäßig für das Projekt Soil Rise sammelt. Um den Boden vor Hitze, Frost und Erosion zu schützen und eine hohe Bodenbiodiversität zu erreichen, verzichtet Pfeffer auf Pflügen und Wenden der Erde. Stattdessen achtet er auf dauerhafte Bodenbedeckung mit lebenden Pflanzen, Wurzeln oder abgestorbenen Pflanzenresten. Er düngt nur gezielt und wenn nötig und fährt dann mit Sä- und Erntemaschinen, wenn es die Witterung zulässt. Zudem verwendet er eine Reifendruckanlage, um Verdichtung zu vermeiden. Dadurch wird weniger Druck auf dem Boden gebracht als durch einen Menschen. Auf dem Grünland setzt er auf kräuterreiches Heu für die Muttersauen - das fördert die Tiergesundheit.