Vorarlberg: Wo die Seele atmen lernt
Bischof Benno Elbs hielt vor 180 Besucher/-innen beim Besinnungsnachmittag in Großdorf folgenden Vortrag. In den Mittelpunkt stellte Bischof Benno Elbs den Grundgedanken seines neuen Buches „Wo die Seele atmen lernt“. Die Familie ist der Ort, wo unsere Seele atmen lernt.

Ein stärkender Blick auf die Familie
Drei Themen sind für Papst Franziskus für die Zukunft der Welt besonders bedeutsam, die er den österreichischen Bischöfen beim „Ad-Limina“-Besuch 2014 besonders ans Herz gelegt hat. Sie stehen mit dem Berufsstand der Bauern eng in Verbindung.
Das erste ist die Bewahrung der Schöpfung. Niemand weiß besser als die Bäuerinnen und Bauern, die mit der Schöpfung und in der Schöpfung arbeiten, wie wichtig dieses Geschenk Gottes ist.
Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Versöhnung ist das zweite große Zukunftsthema. Gerade jetzt, wenn vermehrt populistische Äußerungen in vielen Ländern Menschen gegeneinander aufbringen, wird es umso wichtiger, dass es Leute gibt, die gut darauf achten, dass niemand unter die Räder kommt.
Familie ist das dritte große Thema.
Drei Hauptstraßen: begleiten, unterscheiden, integrieren
Übergreifend bedeutsam geworden sind die Grundhaltungen des Begleitens, des Unterscheidens und des Integrierens. Wir sind oft sehr schnell damit, das Verhalten anderer Leute zu be- und verurteilen. Oft gibt es wenig Rücksichtnahme, was dem einzelnen Menschen wichtig ist, was die Beweggründe seines Tuns sind. Papst Franziskus lädt uns zu dieser Grundhaltung ein, Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen zu begleiten, zu unterscheiden und genau wahrzunehmen:
In welcher Situation lebt er oder sie?
Ist es ihnen überhaupt möglich, anders zu handeln?
Und dann zu integrieren, d.h. wirklich zu helfen, dass jemand in eine Gemeinschaft hereingenommen wird.
Bei öffentlichen Diskussionen gewinnt man oft den Eindruck von Ausgrenzung. Wer anders ist, gehört nicht dazu. Eine Bewegung, die für die ganze Welt von größter Bedeutung ist, auch für unser Land, unsere Region, besteht darin, wirklich zu integrieren, Brücken zu bauen. Bischof Elbs glaubt, dass Menschen heute viel zu viele Mauern bauen und zu wenig Brücken. Wir müssen Brücken des Verstehens zu Menschen bauen und dafür sorgen, dass jeder und jede, Platz hat im Ganzen.
Wo die Seele atmen lernt
Papst Franziskus gibt in seinem Schreiben auch ganz alltägliche Anleitungen: „Morgens ein Kuss, abends ein Segen und untertags geteilte Hausarbeit.“ So könnte man das zusammenfassen. Vielleicht klingt das nach einem zu hohen Ideal. Aber im Grunde hat jeder und jede von uns eine Familie, wir haben Ideale im Herzen, und es geht darum diesen zu folgen. Jede Familie ist so etwas wie eine kostbare „Schatztruhe“, sie ist unendlich wertvoll. Umfragen wie etwa die neue Shell-Jugend- und Wertestudie belegen, für über 90 Prozent der Jugendlichen ist ihre Familie ganz wichtig. In einer Vorarlberger Umfrage sagen 14- bis 17-Jährige, ihre größte Angst ist es, die Eltern oder ihre Familie zu verlieren. Die Sehnsucht nach Familie, nach einem Ort der Geborgenheit ist bei jedem in der Tiefe der Seele vorhanden, auch wenn er noch so cool behauptet, das interessiere ihn nicht.
Zwei Beispiele dazu, die Bischof Elbs sehr berührt haben: Das eine ist traurig und tröstlich zugleich. Eine junge Mutter, Anfang dreißig, lag im Sterben. Da kamen ihre zwei Töchter im Volksschulalter zu ihr ins Spital, und jede brachte ihr eine Zeichnung von sich selbst mit: „Damit du im Himmel nicht vergisst, wie wir ausschauen“, erklärten sie dazu. Wie feinfühlig Kinder sind und wie intensiv sie mit ihrer Mama verbunden sind, von der sie wissen, dass sie bald sterben wird, das hat ihn sehr berührt.
In seinem Buch „Der alte König in seinem Exil“ erzählt Arno Geiger von seinem an Alzheimer erkrankten Vater. Er hat immer den Wunsch, nach Hause zu gehen. Immer hat er das Gefühl, er sei nicht zu Hause. Das ist das Schlimmste an dieser Krankheit, selbst wenn er in seiner eigenen Wohnung ist. Auch darin wird die tiefe Sehnsucht sichtbar, irgendwo zu Hause zu sein, ein Daheim zu haben. Darum lohnt es sich, sich für die Familie einzusetzen, sie ist wirklich eine kostbare Schatztruhe in unserem Leben.
Das erste ist die Bewahrung der Schöpfung. Niemand weiß besser als die Bäuerinnen und Bauern, die mit der Schöpfung und in der Schöpfung arbeiten, wie wichtig dieses Geschenk Gottes ist.
Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Versöhnung ist das zweite große Zukunftsthema. Gerade jetzt, wenn vermehrt populistische Äußerungen in vielen Ländern Menschen gegeneinander aufbringen, wird es umso wichtiger, dass es Leute gibt, die gut darauf achten, dass niemand unter die Räder kommt.
Familie ist das dritte große Thema.
Drei Hauptstraßen: begleiten, unterscheiden, integrieren
Übergreifend bedeutsam geworden sind die Grundhaltungen des Begleitens, des Unterscheidens und des Integrierens. Wir sind oft sehr schnell damit, das Verhalten anderer Leute zu be- und verurteilen. Oft gibt es wenig Rücksichtnahme, was dem einzelnen Menschen wichtig ist, was die Beweggründe seines Tuns sind. Papst Franziskus lädt uns zu dieser Grundhaltung ein, Menschen in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen zu begleiten, zu unterscheiden und genau wahrzunehmen:
In welcher Situation lebt er oder sie?
Ist es ihnen überhaupt möglich, anders zu handeln?
Und dann zu integrieren, d.h. wirklich zu helfen, dass jemand in eine Gemeinschaft hereingenommen wird.
Bei öffentlichen Diskussionen gewinnt man oft den Eindruck von Ausgrenzung. Wer anders ist, gehört nicht dazu. Eine Bewegung, die für die ganze Welt von größter Bedeutung ist, auch für unser Land, unsere Region, besteht darin, wirklich zu integrieren, Brücken zu bauen. Bischof Elbs glaubt, dass Menschen heute viel zu viele Mauern bauen und zu wenig Brücken. Wir müssen Brücken des Verstehens zu Menschen bauen und dafür sorgen, dass jeder und jede, Platz hat im Ganzen.
Wo die Seele atmen lernt
Papst Franziskus gibt in seinem Schreiben auch ganz alltägliche Anleitungen: „Morgens ein Kuss, abends ein Segen und untertags geteilte Hausarbeit.“ So könnte man das zusammenfassen. Vielleicht klingt das nach einem zu hohen Ideal. Aber im Grunde hat jeder und jede von uns eine Familie, wir haben Ideale im Herzen, und es geht darum diesen zu folgen. Jede Familie ist so etwas wie eine kostbare „Schatztruhe“, sie ist unendlich wertvoll. Umfragen wie etwa die neue Shell-Jugend- und Wertestudie belegen, für über 90 Prozent der Jugendlichen ist ihre Familie ganz wichtig. In einer Vorarlberger Umfrage sagen 14- bis 17-Jährige, ihre größte Angst ist es, die Eltern oder ihre Familie zu verlieren. Die Sehnsucht nach Familie, nach einem Ort der Geborgenheit ist bei jedem in der Tiefe der Seele vorhanden, auch wenn er noch so cool behauptet, das interessiere ihn nicht.
Zwei Beispiele dazu, die Bischof Elbs sehr berührt haben: Das eine ist traurig und tröstlich zugleich. Eine junge Mutter, Anfang dreißig, lag im Sterben. Da kamen ihre zwei Töchter im Volksschulalter zu ihr ins Spital, und jede brachte ihr eine Zeichnung von sich selbst mit: „Damit du im Himmel nicht vergisst, wie wir ausschauen“, erklärten sie dazu. Wie feinfühlig Kinder sind und wie intensiv sie mit ihrer Mama verbunden sind, von der sie wissen, dass sie bald sterben wird, das hat ihn sehr berührt.
In seinem Buch „Der alte König in seinem Exil“ erzählt Arno Geiger von seinem an Alzheimer erkrankten Vater. Er hat immer den Wunsch, nach Hause zu gehen. Immer hat er das Gefühl, er sei nicht zu Hause. Das ist das Schlimmste an dieser Krankheit, selbst wenn er in seiner eigenen Wohnung ist. Auch darin wird die tiefe Sehnsucht sichtbar, irgendwo zu Hause zu sein, ein Daheim zu haben. Darum lohnt es sich, sich für die Familie einzusetzen, sie ist wirklich eine kostbare Schatztruhe in unserem Leben.
Nur Empathie kann die Menschheit retten
Die Aussage des bekannten Physikers Stephen Hawking, er war ein Atheist, ist in diesem Zusammenhang wichtig geworden. Er sagte, Empathie ist die entscheidende Fähigkeit und Haltung des Menschen, die die Zukunft der Menschheit sichert. Wenn Empathie fehlt, zerstört oder nicht mehr gelebt wird, bedeutet das im Letzten das Ende der Menschheit. Benno Elbs erklärte die „drei Z“ – Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit – die die Psychologie als „Lebensmittel“ für jeden Menschen kennt:
Die Seele hat ihre eigene Geschwindigkeit. Wenn jemand stirbt, wenn es um die Verarbeitung von Trauer geht, wenn man ein Unglück ertragen muss, dann gilt dies ganz besonders, dass man der Seele die Zeit lässt, die sie braucht. Bischof Elbs denkt, dass Leute, die in der Natur arbeiten, die wissen am besten, dass es diese Rhythmen gibt.
- Zärtlichkeit, Geborgenheit, das Berührt-Werden, Geschätzt-Werden sind unerlässlich. Auf diesem Prinzip beruht die Festhaltetherapie der Psychologin Jirina Prekop: Durch das Festhalten, durch das Berühren entstehen Sicherheit und Wärme, man gewinnt wieder Boden unter den Füßen. Das ist etwas, was man im Laufe der Kirchengeschichte oft vergessen hat, dass Gott im Wesentlichen zu tun hat mit Zärtlichkeit.
- Zuwendung ist eine zweite große Kraft, die Menschen leben und aufblühen lässt. Das konnte er in der Intensivstation für Frühgeborene in Bregenz miterleben. Die Babys sind so winzig klein und zart und zerbrechlich, dass sie im Brutkasten besonders geschützt werden müssen. Die Schwestern haben ihm erzählt, wenn die Eltern kommen und das Kind in ihre Arme nehmen und berühren, dann blüht es irgendwie auf, wie eine Blume, die frisches Wasser bekommt. Darin wird sichtbar, Zuwendung lässt einen Menschen im Innersten leben, sie verändert die Lichtverhältnisse in meiner Seele. Zuwendung lässt uns aufblühen. Die Familie ist der Ort, wo man diese Zuwendung erlernen darf, kann und auch schenken kann.
- Zeit ist eine dritte Kostbarkeit, die in der Familie erfahrbar wird. Die Geburt eines Kindes verändert die Zeitdimension. Eine neue Generation bricht an. Ein anderer Zeitrhythmus wird vorgegeben. Das Wachsen, das Sich-Entwickeln, alles benötigt eine bestimmte Zeit. Das Kind beginnt zu plappern und zu sprechen, es lernt zu krabbeln und zu gehen. Erst viele Jahre später, nach unzähligen weiteren Lernschritten, wird es einmal erwachsen sein. Und selbst dann ist die Entwicklung nie abgeschlossen.
Die Seele hat ihre eigene Geschwindigkeit. Wenn jemand stirbt, wenn es um die Verarbeitung von Trauer geht, wenn man ein Unglück ertragen muss, dann gilt dies ganz besonders, dass man der Seele die Zeit lässt, die sie braucht. Bischof Elbs denkt, dass Leute, die in der Natur arbeiten, die wissen am besten, dass es diese Rhythmen gibt.