Nicht ein Weg für alle, aber für alle ein Weg

Der positive Trend der Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft wurde im Berichtsjahr 2017, laut Daten aus dem „Grünen Bericht 2018“, erneut fortgesetzt. Im Detail fallen die Ergebnisse einzelner Betriebsformen jedoch unterschiedlich aus und ergeben Chancen und Potentiale für die langfristig erfolgreiche Betriebsführung.
Grafik 1: Betriebsformen, Einkünfte - Entwicklung seit 2011 © BMNT, LBG Österreich, AWI
Grafik 1: Betriebsformen, Einkünfte - Entwicklung seit 2011 © BMNT, LBG Österreich, AWI
Kürzlich wurde der Grüne Bericht 2018 veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft 2017 gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent auf durchschnittlich 31.133 € je Betrieb gestiegen sind. Bezogen auf den Arbeitseinsatz ergab sich eine Steigerung um +13% auf durchschnittlich 23.371 € je betrieblicher Arbeitskraft (bAK). Damit wird der positive Trend des letzten Jahres heuer wieder fortgesetzt (siehe Grafik 1).

Für die gestiegenen Einkünfte im Jahr 2017 waren folgende Entwicklungen ausschlaggebend:
  • höhere Erträge aus dem Milchverkauf vor allem aufgrund gestiegener Erzeugerpreise
  • deutliche Ertragssteigerung aus der Schweinehaltung durch höhere Preise und Produktionsausweitungen
  • Zunahme der öffentlichen Gelder (insbesondere ÖPUL-Zahlungen sowie Sonderzahlungen für Frost)
  • Gestiegene Erzeugerpreise in der Rinderhaltung
  • Verstärkter Holzeinschlag (insbesondere Stammholz) bei fast gleichbleibenden Holzpreisen

Negativ auf die Einkommensentwicklung wirkten sich der Rückgang der Erträge aus der Bodennutzung im Ackerbau (durch hitzereiche und trockene Sommer) und höhere Aufwendungen für Abschreibungen, Futtermittel, Instandhaltung und Personalaufwand aus.
Österreichs Bäuerinnen und Bauern pflegen die Landschaft und erzeugen hochqualitative Lebens- und Futtermittel. Gelder als Abgeltung dieser Leistungen sind ein wichtiger Bestandteil des Einkommens der Betriebe. Der Anteil der öffentlichen Mittel liegt 2017 bei durchschnittlich rund 19.032 € je Betrieb.

Die Aussagekraft des durchschnittlichen Einkommens, bezogen auf alle Betriebe, ist nur bedingt gegeben. Der Durchschnittswert gibt eher eine Trendentwicklung wieder. Wichtig sind daher die Darstellungen der einzelnen Betriebsformen und der Detailergebnisse, sowie eine mehrjährige Betrachtung. Dies zeigt, dass die Einkommensergebnisse unterschiedlich ausfallen:
  • Einkommensminus bei Marktfruchtbetrieben (-16%), zwar stiegen Erzeugerpreise im Durchschnitt um 15%, jedoch fielen die Erntemengen durch frühsommerliche Trockenperiode und Hitze geringer aus als im Vorjahr. Einkommensplus (+6 %) bei Dauerkulturbetrieben im Vergleich zum Vorjahr. Die Einkommen im heurigen Jahr liegen um 19% über dem Durchschnitt aller Betriebe. Extreme Schwankungen in den letzten Jahren - Einkünfte im Weinbau sanken um 5%, 25% mehr öffentliche Gelder (Frostentschädigungen), Erträge im Obstbau stieg um 4% trotz geringerer Erntemengen, erneuter Frühjahrsfrost (+ 304% Versicherungsentschädigungen, v.a. aus dem Katastrophenfonds, + 21% öffentliche Gelder).
  • Steigerung der Einkünfte bei Futterbaubetrieben (+30 %), Milchviehbetriebe: sowohl Verkaufsmenge (+5%) als auch Milchpreis (+17%) stieg gegenüber dem Vorjahr an. Das Einkommen der Rindermastbetriebe stieg gegenüber dem Vorjahr um 23 % an.
  • Weiterhin Einkommensplus bei Veredelungsbetrieben (+36 %) nach massivem Einkommensrückgängen vor 2016, insbesondere durch gestiegene Erzeugerpreise für Zuchtsauen, Ferkel und Mastschweinen sowie Produktionsausweitungen; Geflügelbetriebe: Rückgang gegenüber Vorjahr um 13% aufgrund niedrigerer Erträge aus Verkäufen von Eiern, Bestandrückgängen und geringeren Erzeugerpreisen bei Masthühnern.
  • Steigerung der Einkünfte bei Forstbetrieben um 6%, durch öffentliche Gelder (+5%) und höheren Holzeinschlag, trotz gesunkener Erzeugerpreise.
In den letzten Jahren haben sich die Einkommen je nach Betriebsform und Produktionsgebiet sehr unterschiedlich entwickelt. Die Unsicherheit der zunehmend kurzfristigen und oft heftigen Preisschwankungen erschwert die Planung von mehrjährigen Investitionen. Eine Voraussetzung um in den zusehends schwierigen marktwirtschaftlichen Bedingungen erfolgreich zu wirtschaften ist unternehmerisches Denken und Handeln. Neben der Optimierung der Produktion bedeutet dies Märkte und Preise über einen längeren Zeithorizont zu beobachten, Betriebsmittel effizient einzusetzen, Maschinenkosten zu optimieren, Potentiale in Nischen zu erkennen, Kooperationen einzugehen und die persönlichen Stärken als Ressource am Betrieb zu nutzen. Erfolgreiche BetriebsführerInnen sind auf www.meinHof-meinWeg.at portraitiert.
Ausgewählte Ergebnisse nach Betriebsform 2017
Ausgewählte Ergebnisse nach Betriebsform 2017 © BMNT, LBG Österreich, AWI

Bergbauern und benachteiligte Gebiete

Ein hoher Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe sind Bergbauernbetriebe oder Betriebe im benachteiligten Gebiet. Daher gibt der Grüne Bericht zu diesen Betrieben detailliert Auskunft. Die in der aktuellen GAP-Periode neue Feststellung der Erschwernis nach Erschwernispunkten ist in der Darstellung der Einkommensergebnisse (Abbildung 2) erfasst. Es geht hervor, dass im Durchschnitt der Bergbauernbetriebe die Einkünfte im Vorjahr 25.912 € je Betrieb betrugen, was ein Plus von 20 % im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Der Einkommenszuwachs der Betriebe im Berg-und benachteiligten Gebiet war höher als im Durchschnitt aller Betriebe (+ 14%) bzw. der Nichtbergbauernbetriebe (+9%).
Ausgewählte Ergebnisse der Bergbauernbetriebe nach Gruppen 2017
Ausgewählte Ergebnisse der Bergbauernbetriebe nach Gruppen 2017 Ausgewählte Ergebnisse der Bergbauernbetriebe nach Gruppen 2017 © BMNT, LBG Österreich, AWI

Fakten

  • Zur Ermittlung der Einkommensverhältnisse in der österreichischen Land- und Forstwirtschaft werden von rund 2.000 freiwillig buchführenden Betrieben Daten über die LBG Österreich ausgewertet. Ohne die umfassenden Aufzeichnungen und die Bereitschaft dieser Betriebe wäre diese einzigartige Darstellung nicht möglich.
  • Im letzten Jahr war eine Anpassung des Erhebungssystems (Forderung des Europäischen Gerichtshofs) notwendig. Die Untergrenze des Auswahlrahmens als auch die Obergrenze wurden angehoben.
  • Der Grüne Bericht dokumentiert alljährlich in sehr detaillierter Form die bedeutende Rolle der Land- und Forstwirtschaft; nicht nur als Lebensmittel- und Rohstoffproduzent, sondern auch in der gesellschaftlich wichtigen Aufgabenstellung, den natürlichen Lebensraum zu erhalten und zu gestalten.