Ein Jahr gemeinsame Bildungsarbeit für außerfamiliäre Hofnachfolge

"Hofbörse" soll Vielfalt der österreichischen Landwirtschaft erhalten.
Hofübergabe
Hofübergabe Hofübergabe © Ingrid Gutenthaler
Seit 2020 werden österreichweit Veranstaltungen von Perspektive Landwirtschaft in Kooperation mit Lebensqualität Bauernhof organisiert und durch LE 14-20 gefördert. Sie bieten einen vertrauensvollen Rahmen für Reflexion, Kennenlernen und Austausch über den Generationenwechsel außerhalb der Familie. Neben der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist die Online-Plattform ein wichtiges Werkzeug, um Menschen zusammenzubringen: Der Verein Perspektive Landwirtschaft unterstützt Landwirte bei der Suche nach einer Hofnachfolge und zukünftige Landwirte bei der Suche nach einem Betrieb.

Rückblick auf eine gute Zusammenarbeit

Trotz der Pandemie und einiger abgesagter Veranstaltungen konnten durch die Umdisponierung auf Online-Formate im Jahr 2020 etwa 200 Teilnehmer erreicht werden. Die sechs Infoveranstaltungen "Lebenswerke weitergeben - Lebenswerke neu beginnen", mit Impulsen zu zwischenmenschlichen oder rechtlichen Aspekten der Hofübergabe, fanden virtuell statt. Das zweitägige Forum "Hofnachfolge" wurde abgesagt und wird 2021 dafür gleich dreimal angeboten, mit dem ersten Termin am 28./29. Mai in Schlierbach. Dabei wird auch ein Fokus auf peer-learning gesetzt, das Lernen aus dem gegenseitigen Erfahrungsaustausch, mit Landwirten, die ihren Betrieb bereits außerfamiliär übergeben oder übernommen haben.

Bei 28% der Betriebsleiter über 50 kann oder will niemand in der erweiterten Familie den Hof übernehmen. Hier gilt es Alternativen zur Aufgabe des Betriebes zu bieten, denn viele Bäuerinnen und Bauern wünschen sich, ihr Lebenswerk in gute Hände zu übergeben. "Wir unterstützen Perspektive Landwirtschaft in ihrem Einsatz für außerfamiliäre Hofübergabe, denn der Erhalt der bäuerlichen Betriebe ist uns ein Anliegen.“, so Birgit Bratengeyer, Bundesleiterin von Lebensqualität Bauernhof (LQB). Für die Vorträge bei den Veranstaltungen werden meist LQB-Referenten eingeladen, um zwischenmenschliche Themen anzusprechen: Wie wollen wir zusammenleben? Wie gestalten wir die Zeit nach der Übergabe? Wann geht es ums Loslassen? Wann übernimmt die Nachfolge die Verantwortung? Für juristische Themen stehen den Landwirten Vortragende aus den Rechtsabteilungen der Landwirtschaftskammern zur Verfügung.

Die Website nach grundlegender Erneuerung

Zusätzlich zum Ausbau der Bildungsarbeit wurde auch eine grundlegende Erneuerung der Online-Plattform durchgeführt. Die Finanzierung dafür wurde durch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne ermöglicht. Auf der seit dem Jahr 2017 aktiven "Hofbörse" konnten bereits Hunderte Mitglieder ihren Steckbrief erstellen und die passenden Hofübergebenden, -suchenden oder Kooperationspartner finden, um gemeinsam landwirtschaftliche Vorhaben zu verwirklichen. Durch Betreuung, Moderation und Wartung der Website ermöglicht das Team von Perspektive Landwirtschaft, Florian Jungreithmeier und Margit Fischer, eine regional verankerte Plattform von und für Menschen, die der Landwirtschaft eine Perspektive geben. Aufgrund des regen Interesses und der großen Anzahl an Steckbriefen wurde nun die Webseite gänzlich neu aufgebaut und mit zusätzlichen Funktionen ausgestattet.

Getragen wird die Plattform vom Verein Perspektive Landwirtschaft, mit einem ehrenamtlich tätigen Vorstand und vielen aktiven Mitgliedern. Hinter den Tätigkeiten stehen die Vision einer vielfältigen und kleinstrukturierten Landwirtschaft, der Erhalt von bäuerlichem Wissen und traditioneller Kulturlandschaft sowie regionaler Lebensmittelversorgung, mit mehr Wertschätzung für das Berufsbild Landwirt. Alle Interessierten können bei Perspektive Landwirtschaft Mitglied werden. Um die Kosten für den Betrieb der Website, Mitgliederbetreuung und Veranstaltungen zu decken, ist neben der Bildungsförderung des Fonds ländliche Entwicklung besonders die Unterstützung der Mitglieder eine wichtige Säule. Die Jahresmitgliedschaft beträgt 60 Euro regulär und 120 Euro fördernd und gilt für ein ganzes Jahr.

Mehr Aufmerksamkeit für neue Formen der Hofübergabe

Der Zugang zur Online-Plattform funktioniert auch anonym und sogar ohne Internet, so die Geschäftsführerin des Vereins, Margit Fischer: "Wir besuchen Landwirte am Betrieb und besprechen gemeinsam, was in puncto Zusammenarbeit, Wohnen, Zukunftspläne wichtig ist und wie das Profil der Hofnachfolge ausschauen sollte. Im Zuge dessen erstellen wir gemeinsam einen Steckbrief für die 'Hofbörse'“. Werden die Betriebe auf der "Hofbörse" schließlich angeschrieben, so gelangen die Anfragen samt Kontaktdaten per Post an den Empfänger. Wer mit wem Kontakt aufnimmt, ob und wie Probezeit und Übergabe angegangen werden, entscheiden die Mitglieder selbst. Für Fragen und Begleitung steht sowohl das Team von Perspektive Landwirtschaft, als auch das Beraterteam von Lebensqualität Bauernhof zur Verfügung.

Bildungsangebote und Plattform sind wichtige Werkzeuge, um zukünftige Bäuerinnen und Bauern bei ihrem Einstieg in die Landwirtschaft zu unterstützen, sowie Betrieben ohne Nachfolger eine Perspektive zu bieten. Fehlende Hofnachfolge ist ein Thema, das mehr Aufmerksamkeit braucht, um die Vielfalt der Landwirtschaft in Österreich zu erhalten. Die Zusammenarbeit zwischen Perspektive Landwirtschaft und Lebensqualität Bauernhof hat erfolgreich begonnen, der Ausbau des Veranstaltungsangebotes ist bereits in Planung. Eine Übersicht über kommende Termine ist am Artikelende im Downloadbereich einsehbar.

Kontakt:

Verein Perspektive Landwirtschaft
www.perspektive-landwirtschaft.at
E-Mail: info@perspektive-landwirtschaft.at
Tel.-Nr.: +43 (0) 660 113 32 11
Ansprechpartner: Margit Fischer und Florian Jungreithmeier

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