AMA-Forum 2019: Lebensmittel im Spannungsfeld zwischen Preis und Wert
Mit ihrem branchenübergreifenden Forum bietet die AMA eine Plattform zum Austausch im Dienste der Land- und Lebensmittelwirtschaft. Am 20. November 2019 beschäftigte sich die AMA mit dem Spannungsfeld zwischen Wert und Preis von Lebensmitteln.
Der Schweizer Volkswirt Mathias Binswanger eröffnete die Tagung. Er vertritt die These, dass die Lebensmittelproduktion im eigenen Land erhaltenswert ist, auch wenn die Nahrungsmittel in anderen Ländern billiger hergestellt werden könne. „Es ist eine bewusste Entscheidung gegen die alleinige Ökonomie. Solange sie im eigenen Land produziert werden, können wir Einfluss auf die Produktionsbestimmungen nehmen“, meint Binswanger. Damit die Erzeuger wieder mehr Marktmacht über ihre Produkte bekommen, empfiehlt er mehr Differenzierung, mehr Qualität und mehr Direktverkauf.
Preise werden steigen müssen
Franz Sinabell vom Institut für Wirtschaftsforschung beschäftigte sich mit den Fragen der Kostenwahrheit von Lebensmitteln und Agrargütern. Er erklärte anschaulich, dass Preise kaum etwas mit den tatsächlichen Kosten zu haben und plädiert dafür, dass die Preise für Lebensmittel aus Gründen des Umweltschutzes und der Gleichverteilung steigen müssen.
Wer Bio sagt, kauft es auch
Edith Rührer verglich in ihrem Vortrag Wunsch und Wirklichkeit beim Einkaufen von Lebensmitteln. Sie stellte dafür zahlreiche Studien des Marktforschungsinstituts GFK und RollAMA-Zahlen gegenüber. Anders als vielleicht angenommen, greifen Konsumenten, die in Umfragen behaupten, Bio zu kaufen, auch tatsächlich verstärkt zu Bioprodukten. „Hier ist ein Zusammenhang erkennbar. Anders ist es beim Fleischverzicht zugunsten der Umwelt. Angaben und tatsächliches Verhalten sind hier nicht so klar korreliert“, so Rührer.
Einblicke in die Praxis
Drei Impulsvorträge am Nachmittag erlaubten einen Einblick in die Praxis. Rainer Will vom Handelsverband berichtete über das Spannungsfeld aus der Sicht des Lebensmittelhandels. Die Diskussionsfragen fokussierten sich natürlich stark auf die Preise und die Marge des Handels. Wie man mit einer Pilzzucht gänzlich neue Vertriebskanäle aufbauen kann, erklärte Manuel Bornbaum von Start-up Hut&Stiel. Er gab einen erfrischenden Einblick, wie sich mit viel Mut und ein wenig Glück eine Produktion und Vermarktung abseits der klassischen Wege aufbauen lässt.
Neue Wege in der Lebensmittellogistik beschritt abschließend Peter Umundum von der Post. Umundum ist überzeugt, dass auch der Bereich Lebensmittel in den nächsten Jahren stark wachsen wird.